«Keine Trendwende, aber eine Verlangsamung des Wachstums»
Die neuste Crowdfunding Studie liefert interessante Zahlen, wirft aber auch einige Fragen auf. Wie interpretieren die Autoren der Studie die Ergebnisse? Wir haben nachgefragt und ein exklusives Interview mit Simon Amrein geführt.
Das erzielte Volumen im Crowdsupporting sinkt im Vergleich zum Vorjahr um mehr als 10%. Woran kann das liegen?
«Im Jahr 2017 gab es mit dem Magazin Republik und dem Tierpark Bern zwei sehr grosse Projekte im Umfang von insgesamt CHF 5.6 Millionen, welche einen starken Effekt auf das Wachstum hatten. Diese sind im Jahr 2018 weggefallen. Insofern müssen diese Zahlen etwas relativiert werden.»
Ist gar von einer Trendwende zu sprechen?
«Aus unserer Sicht ist es keine Trendwende, aber eine Verlangsamung des Wachstums. Immerhin wurden im Jahr 2018 insgesamt 1644 Projekte finanziert, was einem Plus von 7 Prozent entspricht. Die Anzahl Projekte ist als Kennzahl ebenfalls sehr relevant.»
Könnte dieser Rückgang auch Auswirkungen auf die Anzahl Plattformen in der Schweiz haben?
«Der Rückgang wird nicht direkt zu einer Konsolidierung der Branche in der Schweiz führen. Erst recht, wenn man berücksichtigt, dass sehr grosse kommerzielle Kampagnen häufig auch über die amerikanische Plattform Kickstarter laufen. Insofern ändert sich für Plattformen mit Fokus Schweiz nicht so viel.»
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Wie sieht es mit ausländischen Plattform-Anbietern aus? Drängen diese immer stärker in den Schweizer Markt?
«Die ausländischen Plattformen haben insbesondere im Bereich Crowdfunding eine starke Stellung. Bei Kickstarter wurden beispielsweise im letzten Jahr «Schweizer-Kampagnen» im Umfang von CHF 5.8 Millionen finanziert. Hier handelt es sich häufig um Projekte mit kommerzieller Ausrichtung. Die Vor-Finanzierung von Uhren hat sich beispielsweise etabliert. Auf diesem Weg wurden im 2018 CHF 3.9 Millionen eingesammelt.»
In eurem Ausblick sprecht ihr weiterhin von einem Wachstum. Ist das auch für das Crowdsupporting gemeint?
«Wir rechnen auch im Crowdsupporting wieder mit einem Wachstum. Insbesondere die Finanzierung von Sport- und Kultur-Projekten wird weiterhin für Wachstum sorgen. Dazu kommt, dass es immer wieder einzelne grössere Projekte gibt, welche sich deutlich über CHF 100'000 bewegen.»
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Ihr sprecht davon, dass einige Crowdfunding-Kategorien sich immer mehr professionalisieren. Ist das aus eurer Sicht wünschenswert oder birgt das auch Risiken?
«So pauschal lässt sich das nicht beantworten. Im Bereich Crowdsupporting wäre eine noch stärkere Vernetzung mit Stiftungen und Firmen als Geldgeber aber wünschenswert. Es könnten so mehr Projekte finanziert werden. Zu berücksichtigen ist aber, dass auch die Qualität der Projekte stimmen muss.»
Lässt sich zur Qualität von solchen Projekten für die Schweiz eine Aussage machen?
«Ja. Wir messen das mit der Erfolgsquote, welche das gesuchte Finanzierungsvolumen mit dem effektiv finanzierten Volumen vergleicht. In der Schweiz werden etwa zwei Drittel aller Projekte erfolgreich finanziert. Im internationalen Vergleich ist dies überdurchschnittlich.»
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An was könnte dies liegen?
«Einfach so lässt sich dies nicht beantworten. Grossen Einfluss haben aber sicherlich auch die Plattformen, welche Projekte häufig auch begleiten und mit Beratung zur Seite stehen. Dies schärft bei Geldsuchenden das Bewusstsein, dass es insbesondere für grössere Projekte eine professionell durchgeführte Finanzierungskampagne braucht.»
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