Die Bestellung der Züge & Weiterentwicklungen zum Vorgänger
Vorab geht ein grosses merci an alle, die bereits gespendet haben. Dank Ihnen haben wir bereits die Finanzierungsschwelle erreicht!
Im heutigen Blogeintrag wird es etwas technischer
Die RBDe 4/4 II der EBT, SMB und VHB wurden 1984-85 als Ersatz für die BDe 4/4 I - Triebwagen und die zugehörigen Steuerwagen aus den Jahren 1946 – 1953 sowie die noch immer im Einsatz stehenden letzten 4 BDe 2/4 – Triebwagen aus den Jahren 1932 – 1933(!) beschafft. Auch sollten die Wagen mit offenen Plattformen aus den regelmässigen Diensten genommen werden. Zudem verkehrten auf der SMB (Strecke Solothurn-Moutier) bis dato Züge mit Be 4/4 und BDe 2/4, wodurch Umfahren notwendig war. Heisst, nach Ankunft am Endbahnhof musste die Lok oder der Triebwagen abgekoppelt, um den Zug herum gefahren und auf der anderen Seite wieder angekoppelt werden. Dies wurde bei den neuen Zügen nun obsolet. Die ersten fast zehn Jahre, bis die weiteren Zwischenwagen verfügbar waren, verkehrten die Züge auf der SMB jedoch nur zweiteilig (Trieb- und Steuerwagen).
Beschafft wurden 13 Trieb- und Steuerwagen sowie 6 Zwischenwagen, genannt B-Lego. In einer zweiten Bestellung 1991-92 kamen ein zusätzlicher Steuerwagen sowie weitere 7 B-Lego dazu.
Die Züge lehnten sich weitgehend an die RBDe 4/4 – ABt – Pendelzüge 721 – 730 der BLS – Gruppe an. Sie unterschieden sich aber durch das fehlende Erstklassabteil sowie die Sitzgruppen der 2. Klasse, die einem Modell im Vorortsverkehr bei französischen Bahnen entsprachen.
Die augenscheinlichste Veränderung ist die kantige Bauweise, die an der Front am Meisten auffällt. Dies ist wohl auch der Grund, warum die Zwischenwagen den Übernamen "Lego" erhielten, da das kantige Aussehen einen etwas an die Legosteine erinnert. Neu war auch, dass das Gepäckabteil im Triebwagen direkt hinter dem Führerstand und nicht mehr "in Richtung Zugmitte" angeordnet war. Die Anzahl Einstiegstüren am Triebwagen wurde von zwei auf eine pro Seite reduziert. Zudem erhielten die Lokführer an Trieb- und Steuerwagen je eine Führerstandstüre, (in Fahrtrichtung rechts).
Weiter wurden beim RBDe 4/4 II erhielten ein neuer Türtyp verbaut. Will man nun einsteigen, fällt auf, dass die Türen keine Schwenkschiebetüren (wie etwa beim Vorgänger RBDe I) sind, sondern sogenannte Aussenschwingtüren. Auch die von den SBB Anfang 1990er beschaffenen Regionalzüge, die stark verwandt mit unserem Zug sind, erhielten diese Art von Türen. Interessant ist jedoch zu sehen, dass die neueren Züge, wie die SBB IC2000 Wagen oder die BLS NINA wieder Schwenkschiebetüren erhalten haben. Das Konzept der Aussenschwingtüren setzte sich scheinbar nicht durch. Betritt man nun den Fahrgastraum begrüsst einen kein weinrotes Design mehr, sondern eines in einem hellen rot. Will man nun nach draussen sehen, durchschaut man direkt die nächste Veränderung, die Fenster. Statt der Senkfenster wurden nun "Festfenster mit oben angeordnetem Schiebeteil" eingebaut. Später wurden einige dieser Fenster mit Übersetzfenstern, also solchen die man bis zur Hälfte herunter lassen kann. Das erste Bild, aus dem Innenraum heraus aufgenommen, bietet einen guten Blick auf die Fenstertypen.
Auf technischer Ebene, ist wohl die Thyristorsteuerung mit Geschwindigkeitsregelung die grösste Weiterentwicklung. Die Lokführerin/der Lokführer muss das Handrad lediglich auf die gewünschte Endgeschwindigkeit "drehen" und die Ansteuerung der Fahrmotoren erledigen die Thyristoren. Dadurch ergibt sich eine sanfte Beschleunigung, die ein angenehmeres Fahrgefühl zur Folge hat. Im Vergleich dazu stehen die Vorgänger Mirage (und RBDe I bis in die 90er- Jahre), die mit einer Stufenschaltersteuerung bzw Hüpfersteuerung ausgestattet sind. Diese erzeugen beim beschleunigen jedes Mal, wenn eine Fahrstufe hochgeschalten wird, "ein kleines Rucken", das wohl dem/der einen oder der anderen unter Ihnen bekannt vorkommen wird.
Die erste Generation RBDe hat anlässlich der Hauptrevision in den 90er- Jahren ebenfalls eine Stromrichtersteuerung erhalten, jedoch mit einer leicht abweichenden, einfacheren Geschwindigkeitssteuerung.
Eine weitere Neuheit der RBDe II war die elektro-pneumatische Bremse, kurz EP-Bremse. Bei der Eisenbahn werden die Bremsen jedes Wagen per Druckluft angesteuert. Dabei wird vorne beim Führerstand zentral Luft aus einem Ventil der sogenannten Hauptluftleitung gelassen. Bis jedoch nun auch die hintersten Bremsen angelegt sind, vergehen tatsächlich einige Sekunden. Die EP-Bremse hingegen sendet ein elektrisches Signal an alle Bremszylinder von jedem Rad, welche dann jeweils selbst Luft von der Hauptluftleitung einlassen. Da elektrische Signale schneller übertragen werden, als eien Luftdruckänderung wirkt die EP-Bremse quasi ohne Verzögerung. Dadurch kann sie auch als Rangierbremse benutzt werden, wobei sie nicht nur auf die vorderste Achse, sondern eben auf den ganzen Zug wirkt, was ein weiterer Vorteil darstellt. Auf dem Bild aus dem Führerstand ist die EP-Bremse links unten neben dem Handrad zu sehen. Die RBDe II blieben nicht die einzigen Fahrzeuge der (heutigen) BLS, die mit einer EP-Bremse ausgestattet wurden. Die NINA und auch die Lötschberger erhielten sie ebenfalls.
Wie wohl (fast) alle Züge galt der RBDe II bei seiner Ablieferung als moderner Zug mit einigen, teils wegweisenden, Neuerungen. Ich hoffe, dass ich Ihnen diese etwas näher bringen konnte.